Ich bin 47 Jahre alt und wuchs als Kind und auch noch in der Jugend nur mit Festnetztelefon, Telefonbuch und Telefonkabinen auf. Also ohne Computer, Internet und Mobiltelefon. Wollte ich einen Schulkameraden anrufen, nahm ich das Telefonbuch zur Hand und hatte dann oft zuerst jemand von seinen Eltern am anderen Ende der Leitung. Das Telefonbuch sorgte auch für Unterhaltung. So suchten wir darin nach besonders lustigen Namen und manchmal riefen wir auch an, um zu hören, wie jemand den Namen ausspricht. Ich erinnere mich an das dünne Papier, über das man mit den Fingern fuhr, wenn man die richtigen Meiers oder Müllers suchte. Und das Telefonbuch hatte einen einzigartigen Geruch, den ich heute noch in der Nase habe.

Die Zeiten haben sich geändert. Ich habe keinen Festnetzanschluss mehr, meine private Mobilenummer gebe ich nur ausgewählten Personen heraus und die Nummern meiner Verwandten und Bekannten habe ich im Handy gespeichert. Und suche ich doch mal nach einer privaten Nummer oder Adresse, dann mache ich das online auf local.ch oder search.ch. Und mit dieser Verhaltensänderung im Zeitalter der Digitalisierung bin ich wohl ziemlich repräsentativ für die Schweizer Bevölkerung.

Gemäss Statistik des Bundesamtes für Kommunikation BAKOM, gab es 2020 in der Schweiz nur noch 3 Millionen Festnetzanschlüsse, aber 11 Millionen Mobilekund:innen. Die Leute wollen auch nicht mehr, dass ihre privaten Nummern veröffentlicht werden, darum werden die sogenannten «Weissen Seiten» im Telefonbuch immer weniger und damit auch weniger relevant. Und weil man mit dem Handy sein privates Telefonbuch ständig dabeihat, ist ein gedrucktes Verzeichnis auch kein Bedürfnis mehr.

Das erste Telefonverzeichnis wurde im November 1880 herausgegeben. Nach 142 Jahren kommt nun das Aus für das gedruckte Telefonbuch mit den privaten Nummern der Schweizer Bevölkerung. Ab 2023 werden diese nur noch online publiziert. Durch meine Kindheitserinnerungen ans Telefonbuch weckt das durchaus eine gewisse Sentimentalität, aufgrund meines eigenen heutigen Verhaltens kann ich es aber mehr als nachvollziehen.

Ich habe mich noch gefragt, wie ältere Generationen die Einstellung des Telefonbuches aufnehmen. Mein 79-jähriger Vater meinte: «Was, das gibt es noch?» Auch er ist schon lange in der digitalen Welt angekommen. Und da ist er gemäss Bundesamt für Statistik keine Minderheit. Weit über 50 Prozent der Leute über 70 Jahre benutzten in der Schweiz 2020 das Internet mehrmals wöchentlich, Tendenz steigend. Dazu tragen sicher auch Ausbildungsangebote wie dasjenige der Swisscom Academy bei.

Ganz verzichten muss ich auf ein praktisches Büchlein mit wichtigen Kontakten in meiner Region aber nicht. Mit dem Localcities GUIDE erscheint 2023 ein neues Firmenverzeichnis mit über 60 regionalen Ausgaben. Es enthält nach Branchen geordnet alle regionalen Anbieter von Dienstleistungen und Produkten. Zudem umfasst es Informationen zu den Gemeinden, ihren Vereinen, Sehenswürdigkeiten und Spezialitäten. Kompaktes regionales Wissen griffbereit für daheim.

 

 

Mehr zur Einstellung des Telefonbuchs und zur 142-jährigen Geschichte gibt es hier