Vor 142 Jahren, am 6. November 1880, erschien in Zürich das erste öffentliche Telefonverzeichnis der Schweiz. Es beinhaltete gerade mal 98 Einträge ohne Telefonnummern und Telefonanrufe waren zu dieser Zeit nur tagsüber möglich. Über die kommenden Jahre nahm die Anzahl Einträge parallel zur Anzahl Anschlüsse rasant zu. Bereits 1959 waren es eine Million eingetragener Rufnummern. Den Höhepunkt erreichten die sogenannten «Weissen Seiten» im Telefonbuch dann in den Neunzigerjahren mit rund 4,2 Millionen Einträgen. Nachdem 1997 die Veröffentlichungspflicht für Telefonnummern aufgehoben wurde, setzte die Kehrtwende ein und die Anzahl Einträge ging stetig zurück.
Seither hat sich auch der Umgang mit privaten Daten stark verändert. Mit dem Beginn des digitalen Zeitalters und der Zunahme von unerwünschten Werbeanrufen möchten immer weniger Menschen, dass ihre Telefonnummer in einem öffentlichen Verzeichnis geführt wird. Sie wollen selbst darüber entscheiden, wer ihre Nummer bekommt.
Verstärkt wird diese Entwicklung durch einen markanten Rückgang von Festnetzanschlüssen bei Privatpersonen. Insgesamt gibt es heute rund 3 Millionen Festnetznummern weniger als noch im Jahr 2000. Ein grosser Teil der Bevölkerung entscheidet sich immer häufiger nur für einen Mobilanschluss – mit direkter Auswirkung auf den Umfang des Telefonbuchs. Werden Festnetzanschlüsse nämlich automatisch ins Telefonverzeichnis aufgenommen und nur auf Wunsch nicht veröffentlicht, muss der Inhaber einer Mobilnummer einen Eintrag explizit anfordern. Das macht aber kaum jemand.
«Dieser Wandel macht deutlich, weshalb die Relevanz der ‘Weissen Seiten’ in den vergangenen Jahren stark abgenommen hat», sagt Stefano Santinelli, CEO localsearch (Swisscom Directories AG). Und weiter: «Wir reagieren auf diese Entwicklung und lassen das Zeitalter der ‘Weissen Seiten’ nächstes Jahr zu Ende gehen.» Der Druck des Schweizer Telefonbuches in seiner bisherigen Form wird nach 142 Jahren per Ende 2022 eingestellt, private Telefonnummern werden nur noch online publiziert.
Hilfestellung: Telefonverzeichnis als PDF
Personen, die keinen Internetzugang haben oder sich mit dem Internet schwertun, erhalten Telefonnummern auf Wunsch über alternative Wege. So können sich die betroffenen Gruppen das Telefonverzeichnis für eine spezifische Gemeinde von Familienangehörigen, Nachbarn oder Bekannten kostenlos als PDF herunterladen und anschliessend ausdrucken lassen.
Weiterhin stehen die etablierten Auskunftsdienste wie die Nummer 1811 zur Verfügung. Wer den Umgang mit dem Internet und die Suche nach Telefonnummern in Onlineverzeichnissen erlernen möchte, der kann an einem Einsteigerkurs für Smartphone und Tablet der Swisscom Academy teilnehmen.
Localcities GUIDE: «Gelbe Seiten» in neuem Kleid
Die «Weissen Seiten» (Privatnummern) wurden bisher gemeinsam mit den «Gelben Seiten» (Branchenverzeichnis) im localGuide publiziert. Dieses gedruckte Telefonverzeichnis wird per Ende 2022 eingestellt.
Hat die Relevanz der «Weissen Seiten» stark abgenommen, präsentiert sich die Ausgangslage bei den «Gelben Seiten» anders. Firmen und Anbieter von Dienstleistungen publizieren ihre Nummern und Adressen nach wie vor in den Branchenseiten, um von Konsumentinnen und Konsumenten gefunden zu werden. Das Branchenverzeichnis hat daher bei einer grossen Nutzergruppe weiterhin eine hohe Relevanz.
Diesem Bedürfnis wird localsearch (Swisscom Directories AG) ab 2023 mit dem Localcities GUIDE gerecht. Beim neuen Produkt handelt es sich um ein Branchen-, Vereins- und Gemeindeverzeichnis für die Region. Die Publikation enthält neben Firmenadressen und Vereinsinformationen auch Wissenswertes über die Gemeinden, ein Nummernverzeichnis der Bundesverwaltung, Schulferienkalender und ähnliches.