historic.localsearch ist ab sofort verfügbar und lädt die breite Öffentlichkeit ein, dieVergangenheit zu erkunden. Wie können KMU ihre Anfänge in den digitalisierten Telefonbüchern nachverfolgen?  

Ein erster Einstieg auf historic.localsearch bietet die Suche nach dem Unternehmensnamen. Alternativ lohnt es sich, das KMU über dessen ersten Standort zu suchen. Denn damit lassen sich nicht nur Informationen über ein KMU gewinnen, sondern auch über die damalige Wirtschaft. Ich möchte Ihnen dies am Beispiel meiner Heimatgemeinde Stäfa zeigen und Sie auf eine Zeitreise mitnehmen: 

Erste drei Stäfner KMU-Einträge im Jahr 1887 

Eine erste Suche mit dem Begriff „Stäfa“ führt zu zwei Resultaten im Telefonbuch von Zürich und Umgebung aus dem Jahr 1887. Ich klicke auf den Link des ersten Resultats, der mich auf Seite 24 des entsprechenden Telefonbuchs führt. Es sind insgesamt 10 alphabetisch geordnete Einträge der Telefonnetzgruppe Männedorf zu sehen, mit der die Nachbargemeinden Stäfa und Uetikon damals verbunden waren: 

Telefonbuch 1887 24


Man erkennt, dass es sich um eine Buchdruckerei (Gull) sowie zwei in der Seidenproduktion tätige KMU handelt (Ryffel & Co., Weber-Billeter). Was auffällt: sieben der zehn Einträge stammen von KMU.
 

Zu dieser Zeit verfügten erst wenige Bürgerinnen und Bürger über einen Telefonapparat, weshalb man über die Telefon-Centralstation der jeweiligen Netzgruppe mit der gewünschten Person verbunden wurde. Telefonnummern werden erst ab 1883 schrittweise in den Städten eingeführt. Die Dienstzeiten der Centralstation der Netzgruppe Männedorf sind im oberen Bereich der entsprechenden Seite zu sehen. 

Auch in einem Branchenverzeichnis veröffentlicht 

Ich kehre zurück zur Übersicht mit den zwei Suchtreffern und wähle den Link des zweiten Resultats an, der mich auf Seite 94 führt: Hier sind die gleichen Einträge nicht alphabetisch geordnet, sondern nach Branchen – Buchdruckereien, Chemische Produkte, Gasthöfe, Heilanstalten, Maschinenlederfabriken, Private, Seidenfabriken: 

Telefombuch 1887 94


Handelt es sich hierbei also um ein Branchenverzeichnis – eine
Frühform der Gelben Seiten? Um das herauszufinden, kehre ich zurück zur Übersicht und klicke auf den
Link, der zum gesamten Telefonbuch von 1887 führt. Und siehe da: Auf der Frontseite erkenne ich tatsächlich, dass sich im nicht-amtlichen Anhang (S. 75 145) ein nach Berufsarten geordnetes Abonnentenverzeichnis befindet. Ich klicke mich bis zur Seite 75 durch und erkenne das Professionelle Abonnentenverzeichnis für Zürich und Umgebung: 


Dabei fällt mir ganz unten auf, dass das Professionelle Abonnentenverzeichnis von Schmidt-Dahms, einer Genfer Leinenhandlung, herausgegeben wird. 
 

Zur Einordnung der nach fünf Branchen geordneten Einträge der Netzgruppe Männedorf auf einer Seite: Im 153 Seiten umfassenden Telefonbuch aus dem Jahr 1887 sind die Einträge der Stadt Zürich auf rund 70 Seiten nach mehr als 80 Branchen geordnet. Einen guten Eindruck der damaligen Branchenvielfalt vermittelt folgende Seite: 

Telefonbuch 1887 127


Von der Dampfwäscherei bis zur Musikalienhandlung: Frühe KMU-Inserate
 

Die Leinenhandlung Schmidt-Dahms ist auch für die Annoncen im entsprechenden Verzeichnis verantwortlich, wie auf der Startseite des Professionellen Verzeichnisses (S. 75) zu lesen ist. Eine Seite später wird den Abonnenten eine Übersicht zu den Annoncenpreisen gegeben:

historic.localsearch Telefonbuch 1887 81


Im
Telefonbuch für Zürich und Umgebung von 1887 finden sich über 30 Inserate, darunter auch ganzseitige. In den Telefonbüchern Basel und Bern/Biel haben KMU bereits ab 1884 inseriert. Im Telefonbuch von Zürich finden sich unter anderem auf Seite 128 und 147 Inserate von KMU. Auf Seite 128 erkennt man ¼-seitengrosse Inserate von der Dampfwäscherei Seefeld A. Nüscheler über den Baumeister Emil Näf bis zum Patent Bureau E. Blum:

Telefonbuch 1887 128


Auf Seite 147 findet sich ein ganzseitiges Inserat der Musikalienhandlung der Gebrüder Hug – heute bekannt als Musik Hug. Weiter sind u.a. Inserate zu finden von Hotels, einer Weinhandlung, einer Zeitungsagentur, eines Sanitärs.

 

Telefonbuch 1887 75
1891 kommen ein Gasthof und eine Weberei dazu
 

Ich suche weiter mit historic.localsearch und finde Stäfa im 111 Seiten umfassenden Telefonbuch 1891 erstmals als eigenes Telefonnetz verzeichnet. Anstatt drei sind es nun fünf Einträge neu dazugekommen ist ein Gasthof sowie eine mechanische Schlauch- und Riemenweberei: 

Telefonbuch 1891 46


Die Einträge der Abonnenten sind interessanterweise nicht mehr in einem Branchenverzeichnis geordnet. Das dürfte daran liegen, dass die Schweizerische Telegraphen-Verwaltung ab 1890 Geschäften Werbung im Telefonbuch untersagte. Die Branchenverzeichnisse inklusive Inserate wurden erst mit dem Aufkommen der Branchentelefonbücher (Gelbe Seiten) systematisch in allen Regionen eingeführt.
 

1925: Anstieg auf über 200 Stäfner Einträge 

Weiter möchte ich herausfinden, wie sich die Anzahl der Telefonbucheinträge in Stäfa entwickelt hat. Dies erlaubt es, die Entwicklung der Stäfner KMU-Wirtschaft nachzuverfolgen. Während es 1895 8 Einträge waren, stieg die Zahl zwei Jahre später stark auf 21 Einträgen an. Bis zur Jahrhundertwende folgte ein weiteres Wachstum auf 30 Einträgen auf zwei Seiten, wobei die grosse Mehrheit der Einträge von KMU stammt: 

Telefombuch 1900 141


Metzger, Gasthof, Weinhandlung, Baumeister, Viehhändler, Arzt und vieles mehr: Die Vielfalt an KMU ist bereits wesentlich grösser als in den 1880er Jahren. Die Gesamtseitenzahl der Telefonbücher ist genauso markant angestiegen
waren es 1887 noch 153 Seiten, waren es 1900 mit 355 mehr als doppelt so viele Seiten. 

Bis 1925 folgte für Stäfa ein rasanter Anstieg auf rund 230 Einträge auf 3 Seiten mit ausgeprägter KMU- und Eintragsvielfalt: 

historic.localsearch Telefonbuch 1925_331


Dabei sind u.a. neun Einträge von Restaurants zu finden, darunter solche, die heute noch bestehen, wie das Restaurant Frohsinn. Weiter sind unter den Einträgen viele handwerkliche Berufe zu finden (z.B. Spenglermeister, Schneidermeister, Brunnenmeister).
 

1950: Über 700 Einträge und mehr als doppelt so viele Restaurants wie 1925 

1950 sind im über 1000 Seiten umfassenden Telefonbuch bereits mehr als 700 Einträge für Stäfa auf sieben Seiten (S. 759 – 766) zu finden. Dabei sind deutlich mehr Einträge von Privatpersonen zu erkennen als in den Epochen zuvor. Die Entwicklung der Wirtschaft lässt sich beispielsweise an der Anzahl Restaurants ablesen: Deren Zahl hat sich im Vergleich zu 1925 mehr als verdoppelt auf 20 Gaststätten: 

Telefonbuch 1950 760


Diese
Zeitreise zeigt: KMU haben bereits in den Anfangsjahren die Bedeutung des Telefonbuchs als Werbeträger sowie als elementares Kommunikations– bzw. Präsenzmittel erkannt. Ein Trend, der bis heute anhält:
KMU, die online gefunden werden und sich mit digitaler Werbung abheben, werden Erfolg in der digitalen Welt haben. Entscheidend ist heute zudem: KMU müssen sicherstellen, dass ihre Dienstleistungen bzw. Produkte digital schnell und einfach gebucht werden können. Auf diesem Weg unterstützt localsearch die Schweizer KMU.